Atem - Spiegel unserer Seele und Schlüssel zur inneren Balance

Der Seufzer der Erleichterung oder vor lauter Angst die Luft anhalten und – unser Atem ist ein Seismograph unseres Wohlbefindens und hat die Fähigkeit, sich in den jeweiligen Lebenssituationen entsprechend anzupassen. Atempädagogik lehrt uns, die Kraft und Bedeutung unseres Atems bewusst wahrzunehmen und zu nutzen. Sie zeigt auf, wie wir durch gezielte Atemübungen Stress abbauen, unsere Emotionen regulieren und unsere Lebensqualität steigern können. In einer Welt, die oft hektisch und überwältigend erscheint, bietet die Atempädagogik einen wertvollen Weg, um zu innerer Ruhe und Balance zu finden. 

Atem – Spiegel unserer Seele und Schlüssel zur inneren Balance

Atmung ist Stoffwechsel. Atmung dient dem Gasaustausch. Atmung ist Aufnahme von Sauerstoff und Abgabe von Kohlendioxid.

Atem ist aber weit mehr als Stoffwechsel und Gasaustausch. Ab dem ersten Schrei beim Hineintreten in diese Welt begleitet uns unser Atem ein Leben lang.

Der Atem zeigt uns in jedem Augenblick unverfälscht – wie ein empfindlicher Seismograph – unser momentanes Befinden. Wenn wir uns freuen und lachen, atmen wir kraftvoll und tief. Bei Stress wird der Atem sehr flach, der natürliche Atemrhythmus ist gestört. Wenn wir erschrecken oder Gefahr droht, stockt uns der Atem, wir halten die Luft an. Wenn wir etwas Schwieriges geschafft haben, stoßen wir oft einen Seufzer der Erleichterung aus. Der Atem hat also die Fähigkeit, sich den jeweiligen Lebenssituationen entsprechend anzupassen.

Der Atem zeigt uns in jedem Augenblick unverfälscht – wie ein empfindlicher Seismograph – unser momentanes Befinden.

Atempädagogik nach der Middendorf-Methode ist ein neurophysiologisches Regulationsverfahren, das sich positiv auf die Atemfunktion und regulativ auf das gesamte Neurovegetativum auswirkt. Im Mittelpunkt steht der Mensch als Einheit von Körper, Geist und Seele; das verbindende Element ist der Atem.

Die Anforderungen und der Druck unserer Leistungsgesellschaft lösen im Einzelnen leider oft Angst aus. Angst beispielsweise vor dem Versagen und den daraus entstehenden Konsequenzen. Zu dieser Angst kommen meist vegetative Störungen wie Schlaflosigkeit, Bluthochdruck, Magen-Darm-Beschwerden u.v.m. dazu. Unser Organismus wird nicht mehr genügend mit Sauerstoff und Energie versorgt. Wir empfinden Enge im Brustraum. Atemnot bedeutet Dauerstress. Wir können uns selber nicht mehr spüren, nehmen uns und unsere eigenen Bedürfnisse nicht mehr wahr. Verlieren den Boden unter den Füßen. Dies ist meist der Beginn des Chaos auf körperlicher, emotionaler und geistig-seelischer Ebene.

Was bewirkt Atempädagogik?

Und hier setzt Atempädagogik an. Mit einfachen Wahrnehmungs- und Bewegungsübungen schulen wir die Empfindungsfähigkeit für den eigenen Körper und den Atem. Achtsam und ohne zu bewerten arbeiten wir u. a. an unserer Körperhaltung, an der Durchlässigkeit von Gelenken, Muskeln und Gewebe und an der Aufrichtung. Das Geschehen-Lassen der Atembewegung und das bewusste Nachspüren des natürlichen Atemrhythmusses lassen uns Lebensqualitäten wie Ruhe, Gelassenheit, Vertrauen, Lebensfreude, Spontaneität und Selbstbewusstsein wieder (neu) erleben. Dadurch werden körperliche Beschwerden und Blockaden gelöst und unbewusste Lebensvorgänge erfahrbar. Wohlbefinden und die Vitalität kann wieder in unseren Leib einkehren.

Atempädagogik wird in Gruppenunterricht und Einzelarbeit angeboten.

Die Übungen sind einfach und können von Menschen jeden Alters ausgeübt werden. Geübt wird meist im Sitzen, im Stehen und in Bewegung. In der Einzelarbeit entscheiden die Klienten, ob sie Bewegungsübungen aktiv ausüben möchten oder das Angebot der „Atembehandlung“ auf der Liege bevorzugen.

Behutsam und der jeweiligen ganzheitlichen Entwicklung entsprechend begleiten Atempädagogen den Gesundheits- und Persönlichkeitsprozess der Klienten. Die Arbeit ist stets ressourcenorientiert.

Natürlich ist die Prävention ein Hauptaugenmerk. Denn auch in der Atempädagogik gilt: Vorbeugen ist besser als Heilen!

Literatur

  • N. Faller, „Atem und Bewegung“, 2009, Springer-Verlag/Wien
  • M. Unger, „Atem“, 2008, Pro BUSINESS GmbH/Berlin


 

Drei Atemübungen zum Ausprobieren

Ausgewählt von der AUFLEBEN.online Redaktion

Wibke Mullur
Wibke Mullur

Wibke Mullur ist Akad. Atempädagogin, Yogalehrerin und Krisenpädagogin in eigener Praxis in Telfs. Sie arbeitet u. a. mit COPD-Patienten im Krankenhaus Natters, bietet Atem- und Yoga-Kurse bzw. Seminare in Bildungshäusern und öffentlichen Einrichtungen an. Im Rahmen der betrieblichen Gesundheitsförderungen bringt Mullur ihr Wissen in verschiedenen Unternehmen ein.

Dieser Artikel erscheint unter Creative Commons, BY-NC-ND.

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