Tagesablauf im Caritas-Lerncafé Imst
Die Kinder und Jugendlichen im Alter von sechs bis 16 Jahren erscheinen zwischen 13:00 und 13:30 Uhr im Lerncafé. Jedes Kind darf ein bis maximal zwei Mal pro Woche ins Lerncafé kommen, da wir so viele Anfragen haben. Die tägliche Gruppengröße umfasst acht bis zehn Schüler*innen. Anschließend wird bis 14:00 Uhr gespielt, gelacht, gemalt, gebastelt und vor allem geredet. Von 14:00 bis 15:30 Uhr werden alle äußeren Störfaktoren ausgeschaltet, denn nun ist die Hausübungs- und Lernzeit angebrochen. In den ersten zehn Minuten sollen die Kinder und Jugendlichen versuchen, selbstständig mit ihrer Hausübung anzufangen. Nach Ablauf dieser Zeit können sie Hilfe von den Betreuer*innen und den Freiwilligen einfordern. Wir legen sehr viel Wert darauf, dass die Kinder und Jugendlichen versuchen, möglichst selbstständig einen Lösungsweg zu finden. Des Weiteren werden ihnen Thematiken, anhand verschiedener Methoden und individuell abgestimmt, erklärt. Nach getaner Arbeit folgt die entspannte Spielzeit, in der der Fokus unter anderem auf den Erwerb von sozialen Kompetenzen, Energieabbau durch Bewegung, Wissenserwerb durch Lernspiele sowie Kreativitätsförderung gelegt wird. Hierbei darf der Spaß aber nicht zu kurz kommen. Um 16:00 Uhr verlassen die ersten Kinder das Lerncafé. Die verbliebenen Kinder und Jugendlichen bereiten mit den Betreuer*innen eine gesunde Jause zu, die bei Klatsch und Tratsch sowie auch ernsteren Themen verspeist wird. Gemeinsam wird der Abwasch erledigt. Anschließend wird die Zeit für weitere Indoor- oder Outdoor-Spiele und Gespräche genutzt. Um 17:00 Uhr gehen alle Kinder nach Hause. Die Betreuer*innen schreiben die Tagesdokumentation, besprechen die Entwicklung der Kinder und Jugendlichen, reflektieren den Arbeitsalltag und suchen, falls notwendig, neue Strategien.
Mehr als nur Spiel und Spaß
Der Lerncafé-Alltag klingt nach ein bisschen Lernen, Reden und Essen – aber es ist weit mehr als das. Wir zeigen den Kindern Konzentrationsübungen, sorgen für Frischluft, Wasser und Hirnnahrung – bevorzugt aus unserem großartigen Garten, erklären ihnen Lernstrategien, helfen bei der Strukturierung ihrer Hausübung, motivieren sie, um ihnen das Lernen zu erleichtern, machen Übungen zur besseren Selbsteinschätzung, trainieren sie zur Selbstständigkeit, holen sie bei ihrem unterschiedlichen Lernstand ab und unterstützen sie, soweit es geht, aber nur soweit erforderlich.
Durch die vielseitigsten Gesprächsthemen sowie die verschiedenen Weltanschauungen erlernen die Kinder und Jugendlichen Kompetenzen, wie etwa Toleranz, Akzeptanz, Mut zur freien Meinungsäußerung, den eigenen Standpunkt zu vertreten und dabei trotzdem respektvoll zu bleiben. Hier wäre zu erwähnen, dass die gemeinsame Sprache Deutsch ist, in Ausnahmefällen wird gedolmetscht oder über Bilder kommuniziert. Dennoch ist uns die Förderung der Muttersprache sehr wichtig und wir beziehen die Sprachenvielfalt immer wieder in den Lerncafé-Alltag mit ein.
Beziehungsaufbau
Ein guter Beziehungsaufbau ist uns sehr wichtig. Bedingungsfreie Wertschätzung, Akzeptanz der eigenen Person mit ihren Eigenheiten und ein angstfreies Klima sind Grundvoraussetzungen für unser Arbeiten. Die Kinder und Jugendlichen dürfen sich im Lerncafé entfalten und auch Fehler machen, um aus ihnen zu lernen und zu wachsen. Kongruenz, Empathie sowie Individualität werden im Lerncafé Imst großgeschrieben.
Bei uns findet jedes Kind seinen Platz.
Elternarbeit
Natürlich suchen wir auch das Gespräch mit den Eltern und Erziehungsberechtigten, um mit ihnen über die Kinder oder für die Kinder zu sprechen. Wir haben immer ein offenes Ohr für die Sorgen und Ängste der Eltern und unterstützen sie soweit als möglich. Elternarbeit ist ein wichtiger Bestandteil unserer Arbeit. Der Informationsfluss zwischen Eltern und Betreuer*innen ist essentiell, um den Kindern und Jugendlichen die bestmöglichen Rahmenbedingungen zu gewährleisten.
Zusammenarbeit mit anderen Institutionen
Die Zusammenarbeit mit anderen Institutionen erfolgt einerseits sehr individuell und je nach Bedarf, andererseits haben wir fixe Vernetzungspartner*innen, mit denen wir uns regelmäßig austauschen. Einige Beispiele sind das Integrationsbüro, Gemeinden, Schulen, Schulsozialarbeit, SOS Kinderdorf, Freiwilligenzentrum, Tiroler Soziale Dienste etc.
Unsere gemeinsamen Erfolge
Viele unserer Kinder kamen mit kaum vorhandenen Deutschkenntnissen zu uns, schafften aber dann durch eigenen Fleiß und Engagement und ein wenig Unterstützung von uns den Sprung ins Gymnasium, HAK, BAfEP/ORG, HTL usw., das sind unsere schulischen Erfolge. Aber auch in anderen Bereichen verzeichnen wir Fortschritte, sei es, dass ein schüchternes Kind aus sich herausgeht und seine Meinung offen kommuniziert, ein beherrschendes Kind lernt auch nachzugeben, ein Kind mit wenig Selbstwertgefühl lernt, wie toll es ist und was es alles schaffen kann. Das sind für uns oft die größeren Triumphe – und wir sind unendlich stolz auf unsere Kinder.
Zudem besuchen uns auch Kinder und Jugendliche, die schon aus dem Lerncafé „ausgeschieden“ sind, oder wenden sich ratsuchend an uns. Dies freut uns immer sehr, da wir dadurch den Werdegang unserer Kinder und Jugendlichen noch etwas mitverfolgen und begleiten dürfen.
Wünsche und Statements der Lerncafé-Kinder
Die Kinder im Lerncafé haben den Wunsch, bei Spiel und Spaß möglichst ohne größere Probleme die Schule zu meistern. Oft äußern sie auch den Wunsch, jeden Tag ins Lerncafé kommen zu dürfen.
Für die Kinder und Jugendlichen ist das Lerncafé eine gute Möglichkeit, ihre Deutschkenntnisse zu verbessern und zu vertiefen. Einige der Kinder und Jugendlichen, welche wir schon länger begleiten, meinen, dass sie es ohne die Unterstützung des Lerncafés niemals so weit gebracht hätten. Ihnen fehlte es an Selbstwert, Motivation und Know-how. Sie sind vorwiegend dankbar, dass sie dieses Angebot der Caritas in Anspruch nehmen können bzw. konnten. Aus ihrer Sicht fühlen sie sich ernst-, wahrgenommen und vor allem auch unterstützt, in jeglichen Belangen.
Wunsch von den Lerncafés an die Schulen
Uns ist klar, dass die Corona-Zeit eine sehr herausfordernde Zeit für die Lehrer*innen war und auch die sogenannte Nach-Corona-Zeit es nicht wirklich leichter machte. Es muss viel aufgearbeitet und sich an die neue Situation angepasst werden. Der Lehrer*innen-Beruf wurde dadurch sicherlich um einiges intensiver und aufwändiger.
Wir wünschen uns für unsere Kinder vor allem, dass sie gesehen und gehört werden.
Auch die psychosoziale Ebene sollte in den Schulen nicht zu kurz kommen, auch wenn wir wissen, dass für solche Dinge neben dem Vermitteln des Schulstoffs meist nicht viel Zeit bleibt. Aber das wäre momentan genau das, was unsere Kinder und Jugendlichen brauchen würden, um in dieser, für sie herausfordernden und oft verwirrenden Zeit, zurechtzukommen.
Ein Miteinander der Lehrer*innen, Eltern und Sozialpädagog*innen sowie sämtlicher anderer involvierten Institutionen, um unsere Kinder und Jugendlichen bestmöglich in ihrem Lernen, Wachsen, Entwickeln und Tun zu unterstützen, das wäre unser größter Wunsch.
Mehr Informationen und Kontakte unter: Lernhilfe und Lerncafés der Caritas
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