Ein gutes Zeugnis
Als vor wenigen Monaten die PISA-Ergebnisse veröffentlicht wurden, taten sich jene schwer, die an der österreichischen Schule kein gutes Haar lassen. Unsere 15- bis 16-jährigen Schüler*innen schlugen sich im internationalen Vergleich sehr gut und das trotz der mittlerweile anerkannten Tatsache, dass ein relativ hoher Anteil an Kindern mit Migrationshintergrund bzw. schlechten Deutschkenntnissen die Ergebnisse stark negativ beeinflussen. Ein gutes Zeugnis also für unser Bildungssystem und unsere Lehrer*innen. Grundsätzlich ist jedoch nach wie vor anzuzweifeln, ob PISA oder auch usere nationalen Testungen in der Lage sind, Bildung bzw. das Leistungsvermögen des Bildungssystems aussagekräftig zu bewerten. Gradmesser für den Erfolg eines Bildungssystem ist aus meiner Sicht immer auch, wie gut es gelingt, jungen Menschen den Einstieg in die Berufswelt zu ermöglichen.
Am Beginn des Schuljahres stellt sich mir daher die Frage, wann sich eigentlich der Spieß umgedreht hat. Wann sind unsere Schulen ein solcher Zirkus geworden, in denen wir bisweilen erleben, dass Lehrer*innen Tricks vorführen und jede Stunde ein Showelement enthalten muss, nur um die Aufmerksamkeit der Schüler*innen aufrechtzuhalten und den z. T. ausufernden Vorgaben zu entsprechen. Warum wird das von Lehrer*innen erwartet bzw. wird es überhaupt erwartet? Einsatz für eine Sache, ist das nicht zuletzt auch die Aufgabe der Schüler*innen?
Wie ich mir Schule vorstelle
Wenn ich gefragt werde, wie ich mir Schule vorstelle, oder was vielleicht fehlt, dann fällt mir immer zuerst ein, dass wir aus meiner Sicht viel zu wenig Wert auf kreative Fächer legen. Kunst, Musik und Sport sind für mich ganz wesentliche Bestandteile der Schule, die die Kreativität der Kinder so stark beeinflussen wie sonst nichts anderes. Kinder, die eine Begeisterung für Sport entwickeln, Musik machen, die Lust haben, Theater zu spielen oder zu malen – das werden Menschen sein, die in Zukunft auf Fragen, die wir heute noch nicht kennen, entsprechend reagieren können und die notwendigen Antworten finden.
Kunst, Musik und Sport sind für mich ganz wesentliche Bestandteile der Schule, die die Kreativität der Kinder so stark beeinflussen wie sonst nichts anderes.
In einer im Jänner im Kurier veröffentlichten Umfrage wurde abgefragt, welche Themen den Menschen in Österreich Sorge bereiten. Hinter der Teuerung, der Migration und der gesellschaftlichen Stimmung in unserem Land fand sich darin die Bildung mit 2 % weit abgeschlagen. Die Bevölkerung sieht schulisch offensichtlich kaum ein Problem und erkennt die guten Leistungen der Pädagogen*innen auch in unsicheren und schwierigen Zeiten an.
Zunehmende Gewalt und Verrohung
Die angesprochene gesellschaftliche Stimmung, die zunehmende Gewalt und Verrohung, die zunehmende Intoleranz und der wachsende Extremismus sind auch für unsere Schulen nicht unproblematisch. Wir stellen leider einen deutlichen Anstieg an Übergriffen fest. Politik und Behörden sind hier gefordert, denn die Erwartungshaltung der Eltern, der Mitschüler*innen und des Lehrpersonals ist, dass in jedem einzelnen Fall sofort entschlossen gehandelt wird. Ich habe den Eindruck, dass das Ausmaß der Gewalt und der unterschiedlichen Formen völlig falsch eingeschätzt wird oder man auch gar nicht hinsehen möchte. Es ist die Verantwortung und die Aufgabe der Bildungsverantwortlichen in Bund, Land und Gemeinden, sich schützend vor unsere Lehrkräfte und Schulleitungen zu stellen.
Für faire Chancen und bessere Zukunftsperspektiven brauchen wir gegen sämtliche Formen der Gewalt viel mehr (außer-)schulische Unterstützung, nachhaltige pädagogische Maßnahmen und konsequente legistische Mittel, um wieder mehr gegenseitigen Respekt, etwas mehr Disziplin und Leistungsbereitschaft sicherzustellen.
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