Der Einsatz von Therapiebegleithunden an Schulen
Als ich mir vor 3 Jahren einen Hund nach Hause holte, war mir von Anfang an klar, dass ich diesen zu einem Therapiebegleithund ausbilden möchte. Vor meiner Tätigkeit als Schulleiterin war ich als Sonderpädagogin tätig und dort wurde auch die Idee geboren. Schnell merkte ich, dass so ein Hund in jedem anderen Schultyp ebenfalls eine Bereicherung ist.
Nur geprüfte Hunde dürfen an Schulen arbeiten
An unserer Schule unterstützen derzeit 2 Therapiebegleithunde-Teams die Kinder im Unterricht.
Ein Team bilde ich mit Chasper, einem Shetland Sheepdog. Das andere Team besteht aus einer Schulassistentinnen mit ihrem Labrador. Die Ausbildung absolvierten wir beide mit unseren Hunden beim Roten Kreuz Innsbruck und schlossen diese mit der staatlichen Prüfung am Messerli-Institut (Veterinärmedizinische Universität in Wien) ab. Nur mit dieser Prüfung dürfen Hunde an Schulen arbeiten.
Dazu gibt es einen Erlass des Bildungsministeriums. Weiters dürfen diese ausgebildeten Hunde in Krankenhäusern, Altersheimen, Therapiezentren und in Institutionen für Menschen mit Beeinträchtigung eingesetzt werden. Selbstverständlich muss der Hund gepflegt, geimpft und gesund sein. Dies ist durch regelmäßige tierärztliche Kontrolle zu gewährleisten und nachzuweisen. Jährlich gibt es für die Teams eine staatliche Überprüfung. Außerdem müssen wir regelmäßig Fortbildungen besuchen. Natürlich werden auch die Eltern davon in Kenntnis gesetzt, bevor einer unserer Hunde die Kinder besucht. Dazu gibt es einen Folder für Eltern.
Was bewirkt ein Therapiebegleithund?
Hier möchte ich einige mir wichtige Aspekte und Beispiele beschreiben:
- Emotionale Unterstützung:
Therapiebegleithunde können Schülerinnen und Schülern emotionale Unterstützung bieten. Die Anwesenheit eines Hundes kann Stress reduzieren, Angst abbauen und eine positive Atmosphäre schaffen. Allein wenn Chasper in der Früh durch die Gänge läuft, merke ich, wie die Kinder zu strahlen beginnen.
Aber auch Klassenregeln werden für Kinder begreiflicher, wenn man diese anhand des Hundes erklärt. Ich weiß selbst noch aus meiner Zeit als Lehrerin, wie viel Zeit und Geduld es kostet, den Kindern beispielsweise beizubringen, dass sie in der Freiarbeit leise mit ihren Lernpartner*innen sprechen sollen oder, dass sie aufräumen müssen und nicht immer alles herumliegen lassen sollen. Wenn der Hund da ist, ist das alles kein Thema mehr. Für die Kinder ist es ganz logisch, dass man nicht schreien soll, weil das für einen Hund noch lauter wirkt und er vielleicht Angst bekommt. Natürlich wird nichts herumliegen gelassen, denn das könnte der Hund ja verschlucken. Für mich immer wieder erstaunlich war und ist, dass der Hund, sobald er eine Klasse betritt und man ihn aussuchen lässt, wo er hingehen möchte, er genau weiß, welches Kind gerade seine emotionale Unterstützung braucht, damit es in der Klasse ruhig und friedlich ist.
- Förderung der Kommunikation:
Die Interaktion mit einem Therapiebegleithund kann die Kommunikation und soziale Fähigkeiten der Schülerinnen und Schüler verbessern. Kinder, die möglicherweise Schwierigkeiten beim Sprechen haben, können sich oft leichter öffnen und ausdrücken, wenn ein Hund anwesend ist. Auch Kindern, denen es seelisch gerade nicht so gut geht, haben in Anwesenheit von Chasper zu reden begonnen, weil sie mich als erwachsene Person komplett ausblenden konnten und der Hund der Gesprächspartner war. Dies war für mich einer der beeindruckendsten und bewegendsten Momente.
- Stressabbau:
Das Streicheln und Spielen mit einem Therapiebegleithund oder alleine seine Anwesenheit können dazu beitragen, Stress abzubauen und Entspannung zu fördern. Dies ist besonders wichtig in stressigen Situationen oder während Prüfungszeiten. Ich betreue derzeit ein Kind mit ADHS. Durch Chaspers Anwesenheit kann es wieder zur Ruhe kommen und sich auf das Lernen konzentrieren.
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Motivation und Teilnahme:
Die Anwesenheit eines Hundes kann die Motivation der Schüler steigern und ihre Teilnahme am Unterricht fördern. Aktivitäten, die mit dem Hund durchgeführt werden, können als Belohnung dienen und das Interesse am Lernen stärken. Gerne werden Chasper und ich zum Lesen eingeladen. Alle Lehrer*innen, bei denen ich war, melden mir zurück, dass die Kinder, bevor Chasper kommt, so motiviert sind, ihre Texte zu lesen, weil sie sich vor Chasper nicht blamieren wollen und alles richtig und betont vorlesen möchten.
- Richtigen Umgang mit Hunden lernen:
Mir war es von Beginn an wichtig, dass unsere Schüler*innen gut auf den Umgang mit Hunden vorbereitet werden. Bevor Chasper eine Klasse besucht bzw. Kinder zu mir im Einzelsetting kommen, findet in der Klasse ein Workshop zum Thema „Umgang mit Hund“ statt. Zusätzlich gibt es Verhaltensvereinbarungen für ein gutes Zusammenleben mit unseren Therapiehunden - diese Vereinbarung ist an unserer Schule ausgehängt bzw. auf der Homepage nachzulesen. Erst dann kommt der Hund in die Klasse. Mir ist aufgefallen, dass Kinder, die davor noch Angst hatten, nach dem Workshop nicht mehr so skeptisch waren. Viele von ihnen haben spätestens nach der ersten Hundebegegnung die Angst verloren, weil sie nun wussten, wie sie einem Hund richtig begegnen und gesehen haben, dass der Hund auf ihr Verhalten freundlich reagiert.
Von vielen Eltern habe ich schon die Rückmeldung bekommen, dass sie für diese Bewusstseinsbildung, Aufklärung und das Erlernen eines natürlichen Umgangs mit dem Hund an unserer Schule sehr dankbar sind. Und obwohl man in den Medien immer wieder mit schrecklichen Hundegeschichten konfrontiert ist, kam von keinem Elternteil eine ablehnende Haltung zu unserem Projekt. Ich möchte diese Arbeit bzw. unsere „Schulhunde“ nicht mehr missen und möchte Lehrpersonen, die gleichzeitig Hundebesitzer sind, animieren, diese Ausbildung zu machen. Es bringt so viel mehr Freude in eine Klasse und Schule.
Weitere Informationen
Weitere Informationen und meine Radiointerview zu diesem Thema finden Sie auf unserer Homepage unter:
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