Wenn im Herbst die Schule wieder beginnt

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Wenn im Herbst die Schule wieder beginnt, dann ist fast überall Aufbruchstimmung zu spüren. Lehrer*innen, Schüler*innen und Eltern freuen sich großteils auf das neue Schuljahr und blicken mit unterschiedlichen Erwartungshaltungen auf das Kommende.

Heuer mischt sich in dieses Gefühl jedoch eine gewisse Sorge und z. T. auch ein Unwohlsein. Viel ist die Rede von der Personalnot, die uns immer deutlicher trifft und auch zu Einschränkungen bei den schulischen Angeboten führt. Gleichzeitig beschäftigen sich Bildungsexperten*innen mit zahlreichen Testungen und Auswertungen der Bildungs„erträge“. Ganz im Sinne einer naiven Effektivitätstheorie sehen einige die Schule als Produktionsbetrieb, in dem Zahlen, Messergebnisse und Kontrollsysteme das Geschehen dominieren. Wo bleiben wissenschaftliche Untersuchungen jener Faktoren, die die Leistungen der Schüler*innen negativ beeinflussen? Wo bleibt die Bewertung der erzieherischen Arbeit der Lehrerinnen und Lehrer? Das Fehlen der Erziehungsdimension zieht sich durch alle Bereiche und stellt meiner Ansicht nach auch einen gravierenden Mangel im neuen Lehrplan dar.

Eine braune, glänzende Kastanie liegt noch in einer halben Schale auf einem Stück Holz und vor grünem Hintergrund

Soll die Vermittlung von Werten, Haltungen, Einstellungen und Sozialkompetenzen in Zukunft nicht doch eine gewisse Rolle spielen? 

Durch die Pensionierungswelle wurde an vielen Standorten beinahe ein Personaltausch vollzogen. Durch diese großen Veränderungen ergeben sich Reibungen, die zum Teil ganz banal daraus entstehen, dass gewisse Routineabläufe nicht mehr wie gewohnt ablaufen und vieles neu vereinbart werden muss. Man kann diese Änderungen aber auch als Chance verstehen, wenn man sich die Grundproblematik bewusst macht. Besonders wichtig erachte ich dabei den Hinweis, dass vieles, was im schulischen Tageslauf gesagt wird, sei es von Schülern*nnen oder Kollegen*innen, nicht persönlich gemeint ist, sondern nur auf die Situation Bezug nimmt. Das sollten wir uns immer wieder bewusst machen, um größeren Konflikten vorzubeugen.

Gerade beim Berufseinstieg ist man oft unsicher, vor allem dann, wenn man das Gefühl hat, mit der einen oder anderen Klasse nicht zurecht zu kommen. In solchen Situationen um Rat zu fragen, ist kein Zeichen von Schwäche. Ganz im Gegenteil, der Austausch mit Kollegen*innen kann sehr hilfreich sein und sei es auch nur, um zu erfahren, dass man mit dem Problem nicht allein ist. Die schwierigen Situationen, die wir in diesem Schuljahr erleben werden, können wir nur gemeinsam lösen. Auch diese Grundeinstellung steigert die Attraktivität des Arbeitsplatzes Schule und macht sie ein Stück weit zu einem Ort, an dem sich Lehrerinnen und Lehrer gerne aufhalten und für Schülerinnen und Schüler zu einer Umgebung, um sich bestmöglich entwickeln zu können.

Peter Spanblöchl
Peter Spanblöchl MSc

Peter Spanblöchl ist Vorsitzender der Landesleitung in der Gewerkschaft der Pflichtschullehrer*innen Tirol.

Dieser Artikel erscheint unter Creative Commons, BY-NC-SA.

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