Sind glaubende Menschen glücklicher?

Entdecke das Geheimnis eines erfüllten Lebens durch die Weisheit der Heiligen Schrift. “Wer auf das Wort des Herrn achtet, findet Glück” – ein Versprechen, das durch die Jahrhunderte hindurch Bestand hat. In diesem Artikel erforschen wir, wie Glück und göttliche Führung untrennbar miteinander verbunden sind. 

Glück hat Gottbezug

Das Thema „Glück“ wurde und wird sowohl in der Fundamentaltheologie als auch in der Religionspädagogik eher stiefmütterlich behandelt. In der Heiligen Schrift finden sich Eintragungen, die sich mit dem Themenkreis Glück auseinandersetzen, vor allem im Alten Testament, vornehmlich und verständlicherweise in der Weisheits- und Gebetsliteratur. „Nicht im Menschen selbst gründet das Glück, dass er essen und trinken und durch seinen Besitz das Glück selbst kennenlernen kann. Ich habe vielmehr beobachtet, dass dies von Gottes Verfügung abhängt“ (Koh 2, 24). Hier wird deutlich, dass irdisches Glück und irdischer Wohlstand stets ein Geschenk Gottes sind und der glaubende und zu Dank verpflichtete Mensch weiß, wem er sein Glück zu verdanken hat. Ergänzend dazu aus dem Buch der Sprichwörter: „Wohl dem Menschen, der stets Gott fürchtet; wer aber sein Herz verhärtet, fällt ins Unglück“ (Spr 28,14). Glück wird also als Gabe Gottes gedeutet. Glück hat Gottesbezug. 

Papst Franziskus hielt Ende September 2013 beim Weltkongress der Katechet/innen in Rom eine Ansprache, in der er unter anderem betonte: „Geh in eine Kirche und lass dich von Gott anschauen. Du brauchst nicht einmal zu beten, ja du kannst sogar dabei einschlafen: Gott sieht dich und er weiß, was du brauchst und wessen du bedarfst.“
Damit greift Papst Franziskus eine theologische Wahrheit aus der Gebetsliteratur Israels auf: „Wohl dem Mann, der auf den Herrn sein Vertrauen setzt ... Zahlreich sind deine Wunder, die du getan hast, und dein Pläne mit uns; Herr, mein Gott, nichts kommt dir gleich. Wollte ich von ihnen künden und reden, es wären mehr, als man zählen kann“ (Ps 40, 5a, 6).
Im Umkehrschluss ließe sich die kühne Frage stellen:

  • „Sind glaubende Menschen glücklicher?“
  • Haben Menschen, die wissen, dass Glück und Segen nicht machbar, sondern stets geschenkt sind, mehr vom Leben?

Das hieße doch: ein Mehr an Lebensqualität aus dem Glauben!

 

Die Seele in die Sonne halten

Dem Missionar einer Buschkirche in Neuguinea fiel ein Mann auf, der immer nach der Sonntagsmesse noch lange Zeit in der Kapelle auf dem Balken knien blieb. Er konnte nicht lesen; er schaute nur mit auf der Brust gekreuzten Armen zum Altar. Einmal nahm sich der Missionar ein Herz und fragte, was er denn da die ganze Zeit bete. Der antwortete nur lächelnd: „Ich halte meine Seele in die Sonne.“ (Hoffsümmer, 255 Kurzgeschichten, 62).

Theologisch betrachtet bleibt die Schlussfolgerung: Gott ist Geber allen Glücks. Glück wird so zum Ausdruck einer erfüllten Gottesbeziehung. Der Lebensgewinn von Religion gestaltet sich konkret als Lebensmut, weil Gott als der tragende Lebensgrund gespürt, geglaubt und erhofft wird. Glück hat immer mit gelingendem Leben zu tun. Gelingendes Leben umfasst individuelle, soziale, kulturelle, ökonomische und spirituelle Aspekte und stellt sich die Frage: „Hilft mein Glaube bei der Suche nach einem geglückten Leben?“ – In den Geschichten des Alten Testaments wird das eigene Leben mit allen glücklichen und schwierigen Tagen als Gabe Gottes gedeutet – prominent nachzulesen in der Geschichte vom „ägyptischen Josef“ (Gen 37-50). Josef wird als glücklich in Ägypten beschrieben, weil Gott bei ihm war und sein Geschick lenkte: „Der Segen des Herrn ruhte auf allem, was ihm gehörte im Haus und auf dem Feld“ (Gen 39,5). Dem altbekannten Sprichwort „Jeder ist seines Glückes Schmied“ wird in diesem Zusammenhang deutlich widersprochen, da Glück nicht machbar, sondern immer ein Geschenk ist und bleibt.

Hilft mein Glaube bei der Suche nach einem geglückten Leben?

twilight

Tugendhaftes Leben

Die Sehnsucht nach einem Ort des guten Lebens und der Wunsch, wenigstens ein besseres Leben zu haben, gehören zu den wichtigsten Impulsen für Veränderung (Ursula Baatz, Furche Nr. 10/2014, 3). Die Autorin beruft sich in ihrer These auf die Philosophie der griechischen Antike, vornehmlich auf Aristoteles. Glücklich-sein ist für den Klassiker der Philosophie kein Zustand, sondern eine Tätigkeit, die erlernt werden kann, denn „eudaimonia“ resultiert aus einem tugendhaften Leben. Tugendhaftes Leben ist aktives Bemühen, niemals etwas „Verabscheuenswürdiges oder Minderwertiges“ zu tun. Wobei Tugend allein ja nicht reicht, um dauerhaft glücklich zu sein. Z.B. auch Freunde, Einfluss, gute Herkunft oder Reichtum sind für ein geglücktes Leben nötig.

Für Paulus, den theologischen Praktiker, zählen Qualitäten zum gelingenden Leben, die machbar und erreichbar sind, doch auch einer gewissen Anstrengung unterliegen. Er sieht in diesen Qualitäten sogar das Markenzeichen eines christlichen Lebens: „Schließlich, Brüder (und Schwestern): Was immer wahrhaft, edel, recht, was lauter, liebenswert, ansprechend ist, was Tugend heißt und lobenswert ist, darauf seid bedacht! Was ihr gelernt und angenommen, gehört und an mir gesehen habt, das tut!“ (Phil 4, 8f).
Nach Paulus stimmt das Sprichwort „Jeder ist seines Glückes Schmied“ doch wieder, weil Glück und gelingendes Leben einem nicht in den Schoß fallen wie die sprichwörtlich gebratenen Tauben in den Mund fliegen, so als wäre man im Schlaraffenland. Solidarität, Gerechtigkeit, Friedensbemühungen, Deeskalation, Rücksichtnahme, Versöhnungsbereitschaft, Selbstlosigkeit oder Selbstbeschränkung bedeuten aktive Lebensgestaltung und fallen einem nicht einfach so zu.

Geglücktes Leben bedarf in der individuellen Lebensgestaltung einer permanenten Anstrengung, eines ständigen Bemühens.
                                                                         

Die Sehnsucht bleibt

Glück aus theologischer Sicht schließt ein „Sowohl-als-Auch“ mit ein. Einerseits ist Glück immer ein Geschenk Gottes, eine Gabe von oben (wie in der Weisheitsliteratur betont wird), andererseits auch eine Frucht menschlicher Bemühungen, wie es u.a. der Völkerapostel Paulus im Philipperbrief formuliert hat. Die Sehnsucht nach einem geglückten Leben bleibt bestehen, wird phasenweise erfüllt, aber auch immer wieder enttäuscht. Paradiesische Zustände, wo es kein Privateigentum gibt, ein allgemeines Tötungsverbot herrscht und wo es keine Rechtsprechung braucht, finden sich erst dort, wo Gott dem Menschen das dauerhafte Bei-ihm-Sein eingerichtet hat – als großes Glücksgeschenk eines permanenten Lebens in der sichtbaren Schau Gottes.
 

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Josef Stock
Josef Stock Mag.

Josef Stock ist Priester im Ruhestand. Er hat unzählige junge Menschen als Präfekt im Schwazer Paulinum, als Religionslehrer, als Kooperator im Außerfern und als Religionspädagoge an der Pädagogischen Akademie/bzw. Pädagogischen Hochschule begleitet. Im k+lv war er von 1998 bis 2021 Konsulent und mit großer Freude im Redaktionsteam der Zeitschrift AUFLEBEN.

Dieser Artikel erscheint unter Creative Commons, BY-NC-SA.

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