Rezension: Mentoringprozesse in der Lehrer:innenausbildung

Mentoring in der Lehrer:innenausbildung

Gelingensbedingungen für Schulpraktika.
Haas, Elisabeth (2021).
Bad Heilbrunn: Julius Klinkhardt.

 

Als Mentor*in wird in Anlehnung an die griechische Mythologie - in der Odyssee gilt Mentor als Freund des Odysseus und Lehrer seines Sohnes Telemachos, auch die Göttin Athene verkörpert häufig die Gestalt des väterlichen Freundes Mentor – eine lehrende Person bezeichnet, die lernende Person Mentee. Der Blick in die Geschichte zeigt, dass der Begriff „Mentor*in“ synonym zu geachteten, gebildeten Menschen verwendet wird, Mentoring dort ansetzt, wo Menschen Unterstützung, Entscheidungshilfen, Förderung, Strukturierung, Lösungsoptionen benötigen.

Im Rahmen einer grundlegenden Lehrer*innenausbildungsreform – in Österreich gestaltet sich gerade seit Pädagogen*innenbildung Neu (2015/16) ein Paradigmenwechsel sowohl in den Ausbildungsinstitutionen Universität und Pädagogische Hochschule und im Weiteren auch im System Schule – wurden die schulpraktische Ausbildung und das begleitende Mentoring grundlegend rekonzipiert. Im Kontext stehen hierbei Paradigmen wie forschende-reflexive Haltung, entwicklungsfördernde und entwicklungsforcierende Reflexionsfähigkeit, erklärungsorientierte Handlungskompetenz und dialogorientierte kritisch-reflexive Feedbackkultur.

Die Autorin des Werks „Mentoringprozesse in der Lehrer:innenausbildung. Gelingensbedingungen für Schulpraktika“, Elisabeth Haas, verdeutlicht:
„Damit Lern- und Entwicklungsprozesse zur Profession innerhalb des Mentorings vollzogen werden können, bedarf es der Etablierung von kontextbezogenen und personenspezifischen Lern- und Erfahrungsräumen und der Berücksichtigung praktikumsspezifischer und beziehungsorientierter Bedingungen“ (S. 235). 

Nach einleitenden Worten zu Mentoring im Kontext formaler Bildung von Christian Kraler erfolgt eine Einführung und Kontextualisierung der Fragestellung durch die Autorin Elisabeth Haas, welcher im Rahmen der Arbeit nachgegangen wird.
Diese lautet: Welche Gelingensbedingungen lassen sich im Mentoringprozess der Lehramtsausbildung rekonstruieren bzw. identifizieren?

Das Buch wird zur Beantwortung in drei Hauptkapitel unterteilt, welche insgesamt eine beeindruckende historiografische, systemische und personalisierte Betrachtungsweise von pädagogisch-praktischen Studien und Mentoring bieten.

  • Das erste Hauptkapitel Grundlagen verdeutlicht den theoretisch-konzeptionellen Rahmen zu Mentoring, insbesondere zu schulpraktischem Mentoring, beleuchtet eindrucksvoll die diesbezügliche historische und aktuelle Entwicklung und zeigt die Vielschichtigkeit von Mentoring in der Lehrer*innenbildung auf.
     
  • Im zweiten Hauptkapitel Empirischer Zugang werden Gelingensbedingungen zum schulpraktischen Mentoring erfasst und dokumentiert. Hierbei werden von der Autorin Daten zu Sichtweisen, Erwartungen und Erfahrungen seitens der Mentoren*innen als auch der Studierenden mittels qualitativer Erhebung dargestellt, analysiert, interpretiert, kontextualisiert und diskutiert.
     
  • Im dritten Hauptkapitel Resümee und Ausblick erfolgt anhand der gewonnenen Erkenntnisse eine Erörterung möglicher Konsequenzen, ein Hinweisen auf zukünftige Mentoren*innen-(Ausbildungs-)Modelle, ein Anführen möglicher Forschungsvorhaben und ein Aufzeigen von Grenzen der vorliegenden Arbeit.


Insgesamt wird aufgrund der tiefgreifenden ganzheitlichen Auseinandersetzung mit der Thematik und der daraus gewonnenen Erkenntnisse die diesbezügliche Relevanz eines reflexiven, proaktiven, forschungs- und transformationsgeleiteten, systemisch-integrativen, intra- und interpersonalen professionsspezifischen Ansatzes verdeutlicht, das Lesen des Buches zum gewinnbringenden Ereignis.

 

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Klaudia Zangerl
Klaudia Zangerl BEd, Mag. Dr.

Klaudia Zangerl ist Lehrende an der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule Edith Stein.

Dieser Artikel erscheint unter Creative Commons, BY-NC-SA.

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