Die Geschichte der „Heiligen Drei Könige“ ist fester Bestandteil unserer weihnachtlichen Festzeit. Der „Dreikönigstag“ am 6. Jänner ist ein Feiertag und vor allem in der Ostkirche der eigentliche Weihnachtsfesttag: „Erscheinung des Herrn“. Als Caspar, Melchior und Balthasar ziehen auch bei uns Kinder von Haus zu Haus, um im Rahmen der Dreikönigsaktion der Katholischen Jungschar die Frohbotschaft von Weihnachten zu verkünden und Spenden zu sammeln.
Über die historischen Hintergründe dieser mit vielen symbolischen Details gespickten biblischen Erzählung lässt sich nur spekulieren. Mit großer Wahrscheinlichkeit lässt sich jedoch sagen, dass es wohl keine Könige waren. Die Bibel nennt sie nämlich μάγοι, Magoi, also Angehörige eines persischen Stammes von Priestern. Das hat übrigens nichts mit unserem heutigen Wort „Magier“ im Sinne eines Zauberers zu tun. Es waren Gelehrte, Weise, und auch Sterndeuter. Auch die Anzahl lässt die biblische Erzählung offen. Doch das ist nicht so wichtig, denn eigentlich geht es um anderes.
Die Erfahrung sagt ihnen, dass sich etwas Großes anbahnt.
Die fraglichen Personen waren jedenfalls gute Beobachter – und Beobachterinnen, denn wer weiß, ob nicht auch Frauen unter ihnen waren? Tag für Tag und Nacht für Nacht hielten sie Ausschau nach besonderen Erscheinungen in der Natur und am Himmel. Eines Nachts haben sie einen neuen Stern entdeckt. Die Erfahrung sagte ihnen, dass sich etwas Großes anbahnt. Ein besonderer Mensch musste wohl geboren worden sein. Ein Mensch, der mit seinem Leben Veränderung in die Welt bringen würde.
Astronomisch hat man immer wieder versucht, solche Ereignisse rund um die Geburt Jesu zu berechnen. Komet war es, weil Unheilsbote, sicher keiner. Vermutlich handelte es sich um eine enge Planetenkonstellation. Die Magoi jedenfalls begnügten sich nicht bloß mit Berechnungen. Sie engagieren sich und machen sich auf den Weg, um diesen bereits in alten Weissagungen angekündigten neuen König zu suchen. Das war damals durchaus eine beschwerliche Reise. Eine Karawane musste zusammengestellt und in wochenlangen Gewaltmärschen so manche unwirtliche Gegend durchquert werden. Der Ausgang der Reise bleibt dabei ungewiss.
Schon bis hierher drängen sich Parallelen zum Beruf der Pädagogen und Pädagoginnen auf. Pädagogen*innen müssen zuerst gut im Beobachten sein. Jeder junge Mensch ist ein aufgehender Stern auf dieser Welt. Jeder junge Mensch wird im Laufe des Lebens die Welt verändern. Als Pädagoge*in ist es Aufgabe, dieses Licht zu sehen und ihm die nötige Aufmerksamkeit zu schenken. Mit mathematischen Berechnungen oder Papierkram ist es dabei nicht getan. Es geht darum, sich zusammen mit den jungen Menschen auf die Reise zu machen, sie ein Stück ihres Lebensanfangs zu begleiten. Nicht umsonst ist der „paid-agogós“ im griechischen Wortsinne jemand, der das Kind begleitet. Dies ist durchaus mühsam und der Ausgang ist ungewiss. Wer weiß schon, wie sich Kinder entwickeln, welche Persönlichkeiten heranreifen, oder welcher Berufung sie später einmal nachgehen werden? Aber dabei zu sein, wenn sich etwas Besonderes anbahnt, ist eine großartige Motivation!
Jeder junge Mensch ist ein aufgehender Stern auf dieser Welt.
Keine vorgefertigten Bilder im Kopf haben.
Zurück zu den biblischen Sterndeutern*innen. Mühsam haben sie also das göttliche Kind gefunden. Ob sie es sich so vorgestellt hatten, dieses groß angekündigte Kind zu finden: nicht in einem Königspalast, sondern in ganz einfachen Verhältnissen? Ihre Weisheit zeigt sich wohl auch darin, dass sie nicht vorgefertigte Bilder im Kopf haben, sondern ganz unvoreingenommen wieder den Hinweisen folgen und das Kind wahrnehmen, wie es ist. Eine zutiefst pädagogische Haltung!
Schließlich kommt es zum allseits bekannten Höhepunkt der Geschichte. Die Sterndeuter*innen holen ihre Schätze hervor und bringen dem Jesuskind Gold, Weihrauch und Myrrhe dar. Auf jeden Fall waren diese Geschenke in der damaligen Welt überaus wertvoll und begehrt. Es drängt sich natürlich die Frage auf, warum sie der jungen Familie ausgerechnet diese drei Gaben mitgebracht haben. Immerhin sind es nicht so typische „Mitbringsel“ und vielleicht auch nicht besonders alltagstauglich. Sie sind in ihrer symbolischen Bedeutung zu verstehen. Gold ist natürlich ein Geschenk für Könige. Weihrauch hat spirituelle Bedeutung und Myrrhe wird in der Medizin, aber auch zur Salbung von Toten verwendet. Die Magoi deuten damit also auf wichtige Aspekte der Person Jesu hin, von denen wohl bei seiner Geburt noch niemand etwas ahnte: Jesus wird ein König sein, dessen Reich nicht von dieser Welt ist; Jesus wird Sohn Gottes genannt werden; Jesu Tod wird eine ganz besondere Bedeutung für diese Welt haben und die Menschen heilen.
Schon wieder würden die Weisen aus dem Osten ganz hervorragende Pädagogen und Pädagoginnen abgeben! Denn sie ahnen schon voraus, welches große Potenzial im jungen Jesus verborgen liegt und weisen deutlich darauf hin. Ihr genaues Hinsehen auf die Zeichen, das Wahrnehmen des Kindes ohne vorgefertigte Meinungen und die persönliche Begegnung lässt sie das innerste Wesen Jesu erkennen.
Wem steht es zu, über Talente zu urteilen?
Auch Pädagoginnen und Pädagogen von Heute sind gefordert, das schlummernde Potenzial der Kinder zu entdecken und darauf hinzuweisen, beziehungsweise es zu fördern. Da kann es durchaus vorkommen, dass diese Talente der Kinder nicht dem erwarteten Mainstream entsprechen, sondern, so wie bei Jesus, erst einmal seltsam anmuten. Doch wem steht es schon zu zu beurteilen, welche Talente förderungswürdig wären und welche nicht?
Die biblische Erzählung endet damit, dass die Weisen wieder in ihr Land zurückkehren. Dabei widersetzen sich sich der Anordnung des Königs Herodes, sich wieder bei Herodes zu melden, der nämlich keine Konkurrenz duldete. So verschaffen sie der Familie Jesu Zeit, um nach Ägypten zu fliehen. Den Magoi, als auch Josef wurde dies jeweils in einem Traum eingegeben. Als gute Pädagogen*innen wissen sie, dass sie auch für das Umfeld Verantwortung tragen und dass sie auch politische Aktionen setzen müssen, um das Wohl des Kindes zu gewährleisten. Dabei verlassen sie sich – ganz wie die Male zuvor – auf subtile Zeichen, diesmal ihres Traumes. Heute könnte man das vielleicht Intuition nennen.
Von der Weisheit der Magoi lernen
Was können also Pädagoginnen und Pädagogen von den Sterndeutern lernen?
- Pädagogen*innen sind Sterndeuter*innen
Es geht darum, den aufgehenden Lebensstern der anvertrauten Kinder zu erkennen und zu beobachten. Die Grundhaltung, in jedem Kind etwas potenziell Großes zu sehen, bedeutet Begegnung mit Respekt und Wertschätzung.
- Pädagogen*innen engagieren sich
Es ist Grundaufgabe von Pädagogen*innen, immer neue Karavanen zusammenzustellen, um die Kinder zu suchen und zu begleiten, auch wenn der Ausgang ungewiss ist. Pädagogik ist kein Schreibtischjob.
- Pädagogen*innen fördern Potenziale
Bei der Förderung der kindlichen Potenziale sind Pädagogen*innen unvoreingenommen. Sie deuten, was ist, und weisen auf Entwicklungsmöglichkeiten hin, selbst wenn diese von den Erwartungen abweichen. Schließlich können sie auch loslassen.
- Pädagogen*innen sind politisch
Nicht nur das eigene Ding durchziehen, sondern das Umfeld im Auge behalten: Bei gesellschaftlichem und politischem Konkurrenzdenken machen Pädagogen*innen nicht mit und setzen Akzente für Entwicklungsfreiräume.
Wenn die Sternsinger*innen der Dreikönigsaktion den Segen C + M + B: Christus Mansionem Benedicat!, das heißt: Christus segne dieses Haus!, auf deine Türe schreiben, dann möge dies auch ein Segen für dein pädagogisches Wirken sein: Denn wie die Magoi sind auch Pädagogen*innen Sterndeuter*innen.
Die biblischen Sterndeuter haben das Potenzial des jungen Jesus schon im Voraus erkannt und ihm als Hinweis auf seine spätere Berufung Gold, Weihrauch und Myrrhe geschenkt.
Was haben sie in Jesus erkannt?
Und welche Gaben hätten die drei Sterndeuter wohl dir bei deiner Geburt mitgebracht?
Du möchtest zu diesen Impuls gerne mehr lesen und dir Gedanken machen, welche Gaben dir die drei Sterndeuter mitgebracht haben, dann bestelle die Drei-Königs-Karten bei uns im k+lv Büro:
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