2.2. Schriften mischen
Eine Schriftart zu wählen, reicht nicht immer aus. Vor allem bei umfangreichen Druckwerken ist das Mischen von Schriften (Schriftarten und Schriftschnitten) ein hilfreiches Element, um Texte zu gestalten und Inhalte zu strukturieren, was auch einen didaktischen Wert hat.
Aber welche Schriften darf man mischen und welche nicht?
Diese Frage ist für „Nicht-Typografen*innen“ nicht einfach zu beantworten. Prinzipiell sollten „harmonische“ oder „kontrastierende“ Schriften gemischt werden.
Man sollte also entweder Schriftarten wählen, die sich in bestimmten Merkmalen besonders ähnlich sind oder in bestimmten Merkmalen deutlich voneinander unterscheiden. Diese Unterscheidungen können die Buchstabendynamik, die x-Höhe, die Liniendicke, den Raumbedarf, die Proportionen u. s. w. betreffen. Dies zu erkennen, setzt aber ein typografisches Feingefühl und umfangreiche Kenntnisse über die Anatomie von Buchstaben voraus.
Kombinieren innerhalb einer Schriftfamilie mit unterschiedlichen Schriftschnitten
Der sicherste Weg, Schriften zu mischen, ist das Kombinieren innerhalb einer Schriftfamilie mittels Schriftschnitten.
Die meisten Schriftfamilien haben zumindest vier Grundschnitte:
- regular (Roman, Book, Normale),
- italic (kursiv),
- bold (fett) und
- bold italic (fettkursiv);
viele haben sogar eine größere Anzahl an Schnitten, wie z. B. die Avenir-Schrift von Adrian Frutiger mit 12 Schriftschnitten.
Alle Schnitte einer Schriftfamilie können fast uneingeschränkt miteinander gemischt werden. Hier sollte man lediglich vermeiden, dass Schnitte, die sich sehr ähnlich sind, nebeneinander verwendet werden. Vielmehr soll das Kriterium der Deutlichkeit wirken.
- Grundsätzlich sollten im Sinne der Lesbarkeit nicht mehr als 2–3 Schriftarten gemischt werden.
- Vorsicht beim Mischen von Serifenschriften.
- Keine Schmuck- und Zierschriften nebeneinander verwenden.
- Achten Sie beim Mischen auf die optische und metrische Größe, denn Schriftgröße ist nicht gleich Schriftgröße.
2.3. Schriftgröße, Schriftgrad
Neben der Auswahl einer passenden Schrift spielt die Schriftgröße oder der Schriftgrad eine entscheidende Rolle für die Lesbarkeit von Inhalten.
Entscheidend für die Wahl der Schriftgröße sind Art und Zweck der Verwendung, Leseerfahrung und Zielgruppe. Ältere und leseunerfahrene Menschen brauchen eine größere Schrift als erfahrene Leser*innen ohne körperliche Beeinträchtigung. Aber auch der Leseabstand und die zur Verfügung stehende Fläche sind wichtige Parameter, um eine geeignete Schriftgröße zu wählen.
Im Satzbereich werden Schriftgrößen grundsätzlich in die folgenden 3 Gruppen eingeteilt:
-
Konsultationsgröße von 5 bis 8 Punkt für Fußnoten, Marginalien oder Legenden, also für den „Satz von nur kurz aufgesuchten Texten“.
-
Lesegrößen von 9 bis 12 Punkt für Mengentexte.
-
Schaugröße bis zu einer Größe von 24 Punkt für Überschriften.
Darüber hinaus wird eine weitere Größe in der Literatur immer wieder erwähnt:
Die Displaygröße ab 24 Punkt für alle Texte, die auch aus der Distanz lesbar sein sollen.
In der Lesbarkeitsforschung werden für Lesegrößen die Schriftgrößen 9, 10, 11 und 12 Punkt, empfohlen. Wobei Schriften mit kleinen Mittellängen eher mit 11 bis 12 Punkt gesetzt werden sollen und solche mit großen Mittellängen bei 9 bis 10 Punkt liegen.
(Filek, 2013, S. 119)
Optische und metrische Größe
Beachten sollte man jedenfalls auch, dass Schriftgröße nicht gleich Schriftgröße ist.
Je nach Schriftart fallen die Proportionen sehr unterschiedlich aus. Dies hängt vor allem mit dem Größenverhältnis aus Mittellängen sowie Ober- und Unterlängen der Buchstaben zusammen.
Höhen der Buchstaben unterscheiden sich
In Abhängigkeit von der Schriftgröße sollen sowohl die Zeilenlänge als auch der Zeilenabstand individuell bestimmt und angepasst werden.
2.4. Zeilenlänge, Zeilenbreite
„Eine Zeile hat dann die richtige Länge, wenn der Lesefluss nicht zu oft abgebrochen wird und wenn das Auge beim Umwechseln die nächste Zeile ohne Irritation wiederfindet.“
(Aicher, 1988, S. 149)
Otl Aicher formuliert diese Aussage bewusst allgemein, weil es die richtige Zeilenlänge eigentlich nicht gibt. Je nach Schrift, Satzart und Zeilenabstand soll die Zeilenlänge mit Bedacht angepasst werden. Denn auch hier entscheidet das Auge beim bloßen Anblick eines Textes, ob er verlockend aussieht oder links liegen gelassen wird. Sobald nicht nur die Augen, sondern auch der Kopf beim Lesen einer Zeile bewegt werden muss, ist die Satzbreite garantiert zu lang und wirkt lesehemmend. Ein ähnliches Problem ergibt sich bei zu kurzen Satzbreiten. Diese haben vermehrt Trennungen zur Folge, was ebenfalls den Lesefluss beeinflusst.
In der Fachliteratur findet man ganz unterschiedliche Empfehlungen hinsichtlich der Zeilenlänge. Einige Autoren*innen fanden heraus, dass Leseverständnis und Lesegeschwindigkeit bei 55 Zeichen pro Zeile am besten sind und wieder andere Autoren*innen nennen als Faustregel 60 Zeichen pro Zeile für Romane und 80 Zeichen pro Zeile für wissenschaftliche Texte (Filek, 2013, S. 111).
Generell scheinen Zeilenbreiten mit ca. 60 Zeichen optimal zu sein. Dies entspricht in etwa 8–12 Wörtern pro Zeile. Dadurch wirken die Textmengen eher einladend als abschreckend.
Ist es nicht möglich, die Zeilenbreite optimal zu setzen, kann das Setzen eines Textes in zwei Spalten ein hilfreiches Gestaltungsmittel sein.
Mehrteiliger Beitrag
- Teil 1: Über das Lesen
- Teil 2: Aufgaben von Gestalter*innen
- Teil 4: Zeilenabstände
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