LENA - Ein Lern- und Leistungsnachweis (3)

LENA auf dem Prüfstand

In den ersten zwei Teilen des Artikels wurde der neue Lehrplan mit dem COOL-Konzept und dem Daltonplan abgeglichen. Das Konzept LENA als Reaktion auf den neuen Lehrplan wurde vorgestellt. Im dritten Teil wird LENA einer Feedbackschleife unterzogen, um Entwicklungspotenziale herauszufiltern. 
 

3.9. Schülerinnen- und Schülerbefragung zum LENA

Nach der Entwicklung und Umsetzung des ersten LENA im Mathematikunterricht der ersten Klasse (5. Schulstufe) wurden die Schülerinnen und Schüler zur neuen Arbeitsweise im Rahmen des LENA befragt.

In Summe bewerteten die Schülerinnen und Schüler den LENA positiv. Auf die Frage, wie den Lernenden die neue Arbeitsweise gefallen habe, gaben 91 Prozent der Befragten an, dass ihnen die Arbeit an einem LENA sehr gut bzw. gut gefallen habe.

Abbildung 10: Wie hat dir die Arbeit am LENA gefallen? (1 ... sehr gut, 5 ...gar nicht)

Die Beobachtungen der Lehrpersonen decken sich mit den Ergebnissen der Umfrage. Die Schülerinnen und Schüler haben sowohl in der Einzel- auch in der Partnerinnen- und Partner- sowie Teamarbeit intensiv an den Inhalten gearbeitet.
Gefragt nach dem eigenen Wissens- und Kompetenzerwerb bzw. den Leistungen, antworten die Schülerinnen und Schüler wie folgt:
 

Abbildung 11: Wie schätzt du deinen Lernzuwachs ein? (1...sehr gut, 5...kein Lernzuwachs)
Abbildung 12: Wie schätzt du deine Leistungen während der Arbeit am LENA ein? (1...sehr gut, 5...nicht genügend)

Die Lernenden gaben an, dass sie im Verlauf des LENA einerseits viel Wissen erworben haben und andererseits Leistungen erbringen konnten. In die Bewertung fließen fachliche und überfachliche Kompetenzen (Teamwork usw.) mit ein, die gleichermaßen gefördert und gefordert wurden.

Die Beurteilung der Lehrpersonen für die Lern- und Leistungsnachweise stimmen mit der Selbsteinschätzung der Schülerinnen und Schüler überein. Die Portfolios – LENA kann als solches betrachtet werden – konnten durchwegs gut bzw. sehr gut bewertet werden.

Im Vergleich mit den LENA-Checks ergibt sich eine Lücke. Die Informationsfeststellung nach Abschluss des LENA offenbarte, dass die Kinder und Jugendlichen nur teilweise in der Lage waren, die behandelten Inhalte zu reproduzieren bzw. anzuwenden. Der Check überprüft allerdings nur die fachlichen Kompetenzen bzw. Ziele des LENA. Die Teamarbeit und die Lernprodukte, die im Laufe des LENA entstanden sind (Plakate, Videos usw.), sind kein Teil der Informationsfeststellung, werden jedoch in der Bewertung des LENA durch die Lehrpersonen berücksichtigt. Dies könnte die Lücke zwischen den guten Bewertungen und den schlechteren Ergebnissen bei der schriftlichen Reproduktion der Inhalte erklären.

Der neue Lehrplan fordert, dass Lernende ihren Lernweg selbst gestalten können. Im LENA wird dies durch Wahlpflicht- und Wahlaufgaben berücksichtigt. Auf die Frage, wie Schülerinnen und Schülern diese Wahlmöglichkeit gefällt, antworteten diese wie folgt:
 

Abbildung 13: Hat es dir gefallen, dass du selbst auswählen konntest, welche Aufgaben du machst? (1...ja, hat mir sehr gefallen, 5...nein, hat mir nicht gefallen)

Die Auswertung macht deutlich, dass Lernende selbst Gestalterinnen und Gestalter des Lernprozesses sein möchten. Der Forderung des Lehrplanes die Individualisierung betreffend wird im LENA entsprechend Rechnung getragen.

Bezogen auf die Möglichkeit, Aufgaben kollaborativ zu lösen, ergibt sich folgendes Bild:

Abbildung 14 – Wie findest du es, dass du manche Aufgaben alleine, mit einer anderen Person oder in Kleinteams bearbeiten kannst? (1…ich finde das sehr gut, 5…ich finde es weniger gut)

Die Schüler*innen befürworteten Partner- und Teamarbeiten, LENA ermöglicht Kollaboration, die im Lehrplan im Rahmen des 4K-Modelles beschrieben wird.
Jede Aufgabe eines LENA verfolgt ein Lernprodukt. Digitale und analoge Lernergebnisse werden im Lern- und Leistungsnachweis gleichermaßen gefordert. Damit wird dem Wunsch nach Digitalisierung und Technologisierung des Lehrplanes nachgekommen. Die Schülerinnen und Schüler erkannten die Vielfalt der Lernprodukte:

Abbildung 15: Jede Aufgabe im LENA hat ein digitales oder analoges Lernprodukt zum Ziel, z.B. ein Plakat, ein Video usw. Waren die Lernprodukte für dich abwechslungsreich? (1…ja, die Lernprodukte waren abwechslungsreich, 5…nein, die Lernprodukte waren nicht abwechslungsreich)

LENA soll ein motivierendes Lernsetting ermöglichen. Auf die Frage, ob diese Arbeitsweise die Lernenden motiviere, haben die Schülerinnen und Schüler wie folgt geantwortet:

Abbildung 16: Wie war deine Motivation (Arbeitslust) während des LENA? (1…meine Motivation war sehr hoch, 5…meine Motivation war sehr gering)

LENA ist – berücksichtigt man die Ergebnisse der Umfrage und ergänzt die Beobachtungen der Lehrpersonen – eine motivierende Unterrichtsmethode. 87 Prozent der Befragten gaben an, dass die Motivation sehr hoch bzw. hoch gewesen sei.
Auf die Frage, ob auch weiterhin an Lern- und Leistungsnachweisen gearbeitet werden solle, ergibt sich ein deutliches Votum für die Arbeitsweise seitens der Schülerinnen und Schüler:

Abbildung 17: Möchtest du in Zukunft wieder einen LENA bearbeiten? (1…ja, unbedingt, 5…nein, auf gar keinen Fall)

Die Umfrage – wenngleich die Stichprobe klein ist – zeigt, dass die Ziele, die im LENA in Abstimmung mit dem neuen Lehrplan angebahnt werden sollen, erreicht wurden.
Die Arbeitsweise wurde von den Lernenden angenommen und sehr positiv bewertet. Speziell die Lernprodukte, die Freiheit der Aufgabenauswahl und die Möglichkeit der Kollaboration sind als Erfolgsfaktoren zu benennen.


3.10 LENA in Zukunft

LENA ist in Anbetracht der Rückmeldungen der Schülerinnen und Schüler sowie unter Einbeziehung der eigenen Beobachtungen während des Unterrichts eine Möglichkeit, den Forderungen des neuen Lehrplanes zu begegnen. LENA erfordert dabei ein Um- und Neudenken der Lehrerinnen- und Lehrerrolle. Lehrpersonen werden während des LENA zu Lernbegleiterinnen und -begleitern – wie es der Lehrplan in seinen Leitvorstellungen und Grundsätzen fordert.
Zukünftige Entwicklungsschritte sollten sich mit folgenden Fragestellungen auseinandersetzen:

  1. Wie können die Leistungen beim LENA-Check verbessert werden?    
    Gemeint ist: Wie kann die offensichtlich gewordene Lücke zwischen der Qualität der Lern- und Leistungsnachweise an sich und der fehlenden Kompetenz der Reproduktion und Anwendung der fachlichen Inhalte, die in einer Informationsfeststellung überprüft werden, verkleinert werden?    
    Oder: Wie können Informationsfeststellungen aussehen, die auch überfachliche Kompetenzen wie Teamwork miteinbeziehen?
     
  2. Ist es sinnvoll und möglich, die Papiervariante des LENA zu digitalisieren?
    Anmerkung: Im Moment wird der LENA analog (in ausgedruckter Form) an die Lernenden verteilt.
     
  3. Wie können Schülerinnen und Schüler mit geringer Lesekompetenz (mehr) unterstützt werden?    
    Anmerkung: Das Abarbeiten eines LENA erfordert selbstständiges Lesen und Analysieren der Texte und Materialien.
Ein Segelschiff fährt im blauen Meer vor der Öresundbrücke. Am blauen Himmel ziehen leichte weiße Wolken.

Literaturverzeichnis

Michael E. Luxner
Michael E. Luxner

“Fehler sind Helfer und machen Lernen sichtbar!” ist das Motto von Michael E. Luxner.

Er beschäftigt sich mit digitalem Lernen und dem Einsatz moderner Technologien. Seine Schwerpunkte liegen im Bereich der MINT-Gegenstände (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) und in der Implementierung einer zeitgemäßen Lernkultur unter den Schlagworten „Freiheit, Selbstbestimmung, Selbstwirksamkeit, Verantwortung und Kollaboration“.

Michael E. Luxner war Lehrer an der Praxismittelschule der Pädagogischen Hochschule Tirol und leitet die Schule seit 1. September 2023.

Dieser Artikel erscheint unter Creative Commons, BY-NC-SA.

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