Zahlreiche Faktoren beeinflussen die Leistungsfähigkeit der Kinder. Das frühkindliche Lernen wird durch das Elternhaus, die Ernährung, die vererbten Gene, die individuelle Begabung, den Unterricht in der Schule und von unvorhergesehenen Lebenszufällen bestimmt (Korte, 2009). Eltern möchten prinzipiell das Beste für ihr Kind, demzufolge auch die beste Förderung in der Schule. Um einen besseren Überblick über den facettenreichen Prozess des Lernens und des daraus resultierenden Schulerfolgs der Kinder zu geben, teilt Korte (2009, S. 201ff.) diese in folgende Säulen ein.
Ernährung
In unserem Kopf befinden sich 100 Milliarden von Nervenzellen, welche in unserem Gehirn für die verschiedensten Prozesse verantwortlich sind. Um gut arbeiten und lernen zu können, benötigt unser Gehirn zahlreiche Nährstoffe. „Durch die Ernährung wird zum einen die Struktur des Gehirns beeinflusst und zum anderen auch darauf eingewirkt, wie viele sogenannte Neurotransmitter (Nervenbotenstoffe) vorhanden sind und wie diese wirken“ (Laimighofer, 2010, S. 8).
Zwar findet ein Teil der Gehirnentwicklung im Mutterleib statt, jedoch sind bei der Geburt noch nicht alle Gehirnbereiche komplett entwickelt. Deshalb spielt in der gesamten frühkindlichen Entwicklung die Ernährung eine entscheidende Rolle. Zur besseren Übersicht der einzelnen Ernährungskomponenten gibt es eine eigene Ernährungspyramide. Im unteren Bereich dieses Dreiecks befinden sich die Komponenten, die das Kind häufig zu sich nehmen soll, und im oberen Bereich befinden sich jene, welche weniger zu sich genommen werden sollen (Laimighofer, 2010, S. 15).
Bewegung
Neben der Ernährung profitieren Kinder in ihrem Lernen auch von ausgewogener Bewegung. In Zeiten der Ganztagsschule verbringen die Kinder immer mehr Zeit am Schulstandort. Neben einer gesunden Ernährung, beeinflusst auch die körperliche Bewegung das kindliche Lernen. „Im pädagogischen Kontext von Schule ist Bewegung in zweierlei Hinsicht bedeutsam: Zum einen als sportliches Bewegen im Rahmen des Sportunterrichts und zum anderen als leibliches Potenzial schulischen Lebens und Lernens“ (Laging, 2017, S. 3).
Psyche: Zuneigung, Zeit und Zärtlichkeit
Ein weiteres entscheidendes Element für den Schulerfolg eines Kindes ist die Psyche. Korte (2009) nennt dabei die Faktoren Zuneigung, Zeit und Zärtlichkeit als ausschlaggebend. Diese Gegebenheiten im Elternhaus können sich fördernd auf die Entwicklung des Kindes auswirken. Jedoch ist es kein Garant dafür, dass sich ein Kind somit automatisch in der Schule wohlfühlen kann. Überforderung und Unterforderung können in der Schule schnell dazu führen, dass die innere Zufriedenheit der Kinder aus dem Gleichgewicht gerät. Insbesondere Stress und Prüfungsangst können die frühkindliche Entwicklung stören.
Das Lernen der Kinder braucht neben Zeit vor allem Organisation. Dabei gilt es besonders als Eltern darauf zu achten, dass man nicht nur Forderungen an das Kind stellt. Vorwürfe helfen dabei nicht weiter, es werden konkrete Hilfestellungen zur Erreichung der Ziele benötigt (Korte, 2009, S. 229).
Stress und Prüfungsangst können die frühkindliche Entwicklung stören.
Zeitmanagement
Das Zeitmanagement ist ein Faktor, mit welchem die Kinder früh in Kontakt treten sollten. Somit lernen sie, sich Sachen selbst einzuteilen und werden in ihrer Selbstständigkeit und Selbstverantwortung früh gefördert und gestärkt. Die individuelle Organisation wird im offenen Lernen immer mehr gefordert. Das alles geschieht im „freien Lernen, durch das die Selbstständigkeit der Lernenden in besonderer Weise gefördert und gefordert wird“ (Bosse, 2009, S. 165). Diese Art des Lernens geschieht in einer offenen Unterrichtsform, in der sich Schüler*innen in ihrer Kreativität entfalten können.
Elternliebe und Bildungsklima
Ein weiterer Aspekt für den Schulerfolg sind die Elternliebe und das Bildungsklima zuhause. „Dass Eltern ihre Kinder lieben, erscheint als das Normalste der Welt, als angeborenes Instinktverhalten“ (Korte, 2009, S. 254). Erziehung ist durch die Liebe und Zuneigung im Elternhaus geprägt, jedoch ist Erziehung vor allem ein Prozess. Dieser bildet die Basis für Selbstbestimmtheit und Erfolg im Alltag. Beleidigungen zerstören das Vertrauen zwischen Eltern und Kindern und verstärken deren Angst zu versagen. Jedoch bildet gerade dieses Urvertrauen die Grundvoraussetzung dafür, dass Kinder Anforderungen bewältigen können. Dies zeigt sich auch im Schulalltag. Kopp (2009) beschreibt dies wie folgt: „Das Vertrauen der Schülerinnen und Schüler hängt eng zusammen mit dem Vertrauen, das Lehrer den Lernenden entgegenbringen“ (S. 68).
Pädagogen*innen sind mehr als nur Wissensvermittler*innen, sie begleiten die Kinder, sowohl kognitiv als auch emotional auf einem Abschnitt ihres Lebensweges. „Für die Ansammlung von Faktenwissen könnten die Eltern zu Recht die Schule als führende Institution in Anspruch nehmen. Das gilt aber nicht für die ganzheitliche Bildung. Werteverständnis, Kommunikation, Achtung anderer, Fleiß, Mitgefühl usw. sind Eigenschaften, welche von zuhause aus mitgegeben werden.“ (Korte, 2009, S. 257f.).
Pädagogen*innen sind mehr als nur Wissensvermittler*innen, sie begleiten die Kinder, sowohl kognitiv als auch emotional auf einem Abschnitt ihres Lebensweges.
Heutzutage kommen die Schüler*innen schon sehr früh mit den Neuen Medien in Kontakt. Nahezu alle Schulklassen verfügen über Computer mit Internetzugang und viele Kinder im Volksschulalter besitzen ein Smartphone. Besonders durch die Pandemiezeit bekam das digitale Lernen einen neuen Stellenwert in unserer Gesellschaft. Hierbei ist wichtig zu erläutern, dass es pädagogisch keinen Sinn macht, sich komplett in eine Richtung zu versteifen, sprich neue Medien komplett abzulehnen oder nur diese Medien im Unterricht einzusetzen. Es kommt auf eine ausgewogene Balance zwischen den genannten Bereichen an. In manchen Fällen eignet sich die Papierform besser, in anderen wiederum die mediale Variante. Die Schüler*innen sollen die Möglichkeit haben, im offenen Unterricht mit beiden Medien zu arbeiten. Dies ist ein weiterer entscheidender Faktor zur Erlangung von Selbstbestimmtheit und Selbstverantwortung im frühkindlichen Lernprozess.
Lob und Wertschätzung
Erziehung ist ein ständiger Ablauf von Erlebnissen der Kinder. Dabei bedarf es gelingender Erfahrungen und positiver Rückmeldungen sowie Raum und Zeit, um Fehler zu machen. Es ist wichtig, dass Kinder eine Rückmeldung erhalten. Diese kann auch kritisch sein, jedoch soll sie konstruktiv und lösungsorientiert sein. Für beide Bereiche gilt, dass Positives und Negatives den Kindern erklärt werden muss. Nur so kann eine Selbstreflexion initiiert werden. In diesem Zusammenhang sind die Komponenten Lob und Wertschätzung anzuführen. Lob ist oft gut gemeint und verfolgt ein positives Vorhaben, jedoch zeigt sich darin ein Beurteilungsfaktor. Wertschätzung hat einen beobachtenden Charakter, es findet keine Bewertung statt, sondern eine Beschreibung des Gesehenen. Um Freude am Lernen erfahren zu können, wollen Kinder nicht nur beurteilt werden, sie wollen vor allem eines und das ist „Gesehen“ werden. Diese gewaltfreie Kommunikation und die Reflexionsfähigkeit sind weitere wichtige Kompetenzen des frühkindlichen Lernens und tragen dazu bei, Lernen als wertvoll zu erleben.
Dabei bedarf es gelingender Erfahrungen und positiver Rückmeldungen sowie Raum und Zeit, um Fehler zu machen.
Kampf um ein besseres Ausbildungssystem
Korte (2009, S. 289ff.) sieht als letzte zentrale Säule des frühkindlichen Lernens den Kampf um ein besseres Ausbildungssystem. Man könnte die Ausbildung junger Pädagog*innen noch effizienter gestalten, indem man vor allem mehr finanzielle Mittel bereitstellt. Mit Sicherheit würden sich durch mehr Geld einige Probleme an den Schulstandorten in Luft auflösen, jedoch sieht die Praxis so aus, dass die Mittel nicht mehr werden und mit den begrenzten Ressourcen effizient umgegangen werden muss. Eine weitere positive Entwicklung wäre es, wenn mehr Lehrpersonen ihren Unterricht öffnen und in einer Freiarbeit unterrichten würden. Denn „die Tatsache, dass Lernen in heterogenen Gruppen nicht im Gleichschritt stattfinden kann, gilt sowohl in der Praxis als auch in der Theorie der Schulpädagogik als unbestritten“ (mittendrin e.V., 2011, S. 32).
Die Klassenräume in der Grundschule sind von Diversität und Heterogenität in den einzelnen Lerngruppen geprägt. Mit einer offenen Unterrichtsform und einem personalisierten Lernen gelingt es, die Kinder individuell und differenziert nach ihren Fähigkeiten und Begabungen zu fördern. Ein Anspruch, den sich jede Schule als Ziel setzen sollte.
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