Auf der Suche nach einem anderen Josef (1)

Selbstverständlich steht in jeder Weihnachtskrippe die Figur des Hl. Josef. Doch unser Bild vom Hl. Josef ist weit weniger ausgeprägt als das beispielsweise von Maria, den Hirten, oder gar Jesus.

Josef wird oft als stiller, alter Mann dargestellt: Weißer Bart, Wanderstock. Lasst uns heute einmal dieses Bild vergessen und uns auf die Suche machen nach einem anderen Josef.
 

Josef war verliebt

Josef und Maria sind verlobt. Das Alter von Josef und Maria weiß man nicht. Wenn alles nach Tradition und Plan verlaufen ist, dann war Maria vermutlich so um die 14 Jahre alt, Josef um die 20.
Verlobung bedeutete zur damaligen Zeit folgendes: Die Eltern der Brautleute haben einen Vertrag errichtet. Der Bräutigam wartet aber üblicherweise 1 Jahr, bis er die Braut zu sich heimholt. So wollte man feststellen, ob die Braut noch Jungfrau war. In dieser Situation befinden sich Josef und Maria, als Maria schwanger wird. Nun hätte der Mann Josef das Recht, Maria vors Gericht zu bringen, weil der Ehevertrag gebrochen wurde. Tut Josef aber nicht. 

Josef war sicherlich verliebt in Maria. Seinen ersten Gedanken, sich von ihr zu trennen, verwirft er nämlich. Stattdessen lässt er sich auf eine ungewisse Zukunft ein. Er lässt Liebe vor Recht ergehen. Nicht das ihm zustehende Recht ist ihm wichtig, sondern Liebe und Beziehung.

Josef, was kannst du uns Pädagogen*innen sagen?

  1. Das Leben verläuft nicht nach Plan.
    So gut wir unsere Arbeit planen müssen und sollen – die aktuelle Situation wird anders sein. Weil wir es mit Menschen zu tun haben. Und vielleicht auch mit Gott.
     
  2. Recht und Gesetz ist das eine, Beziehung das andere.
    Natürlich braucht es Recht und Gesetz, aber nicht um jeden Preis. Schau ein zweites Mal hin und frage dich: Was sagt das liebende Herz dazu?
     
  3. Bewahre deine Jugendlichkeit.
    Erinnerst du dich noch an dein Verliebtsein in den Beruf als Pädagogen*in? Natürlich schadet Altersweisheit nicht. Aber ohne jugendlichen „Leicht-Sinn“ wirst du im pädagogischen Beruf irgendwann trübsinnig.
Vor dem rot-orangen Sonnenuntergang. Man sieht drei Figuren in schwarz: einen jungen Hund, ein Pärchen, das mit dem Rad fährt. Er sitzt am Sattel, sie auf der Lenkstange.
Phillip Tengg
Phillip Tengg Mag. theol.

Phillip Tengg hat katholische Fachtheologie in Innsbruck studiert und ist Geschäftsführer des Kath. Tiroler Lehrervereins. Außerdem ist er Fachreferent für Liturgie in der Diözese Innsbruck.

Dieser Artikel erscheint unter Creative Commons, BY-NC-SA.

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1 Kommentare

  • Josef Ebenbichler
    Josef Ebenbichler

    S.g. Herr Mag. Tengg!

    Da ich nun schon ziemlich geraume Zeit den Vornamen "Josef" trage, freute ich mich sehr über Ihre Artikelserie im "Aufleben". Ich bin schon sehr gespannt auf die weiteren Folgen. Leider führt mein Namenspatron nicht selten in unseren Krippen und Krippendarstellungen eine Randfigur. Daher ist es umso wichtiger ihn "vor den Vorhang" zu holen.

    Herzliche Grüße und vielen Dank

    von Josef Ebenbichler

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